Samstag, 26. Oktober 2013

Musik muss man fühlen!

Ich beschäftige mich ja noch nicht allzulange mit dem großen Thema "Oper", aber je mehr Opernkritiken lese, desto mehr frage ich mich, was Leute beschäftigen muss, damit sie mit der Stoppuhr messen, wie lange ein Opernsänger bestimmte Vokale singt. Als ich in einer DVD-Kritik auf amazon zu Jonas Kaufmann's Lohengrin-Darstellung las, dass dieser sich u.a. für das "au" in Taube genau 8 Sekunden Zeit nimmt, musste ich wirklich laut lachen.
Ist es wichtig, mit welcher Technik ein Sänger eine Arie zum besten gibt? Ist es wichtig, ob er an gewisse Standards heranreicht? Ist es nicht einfach nur wichtig, ob mich Stimme und Gesang berühren? Mich emotional öffnen? Mich in die Tiefe meiner Seele schauen lassen?
Ich weiß wirklich nicht, was ich von solchen Kritiken halten soll.
Ich habe gelesen, dass Jonas Kaufmann selbst sagt, dass Singen ein Hochleistungssport ist. Ist es nicht dramatisch, dass unsere Gesellschaft die schönen Künste dazu macht?
Zur Zeit höre ich die Oper Don Carlo, das Duett Rodrigo/Don Carlo "Dio che nell'alma infondere" mehrfach hintereinander. Ich habe das Stück nun schon in mehreren Aufführungen gehört, dennoch bin ich vollkommen gefangen von der Version von Jonas Kaufmann und Franco Vassallo. Ihre Darbietung wühlt mich auf, rührt mich zu Tränen, zaubert mir ein zufriedenes Lächeln und leuchtende Augen ins Gesicht, lässt mich dankbar die Liebe meiner Freunde spüren und die Welt mit neuen Augen sehen. Und dass obwohl ich (noch) kein italienisch kann. Die Musik und die Stimmen ergreifen mich und tragen meine Seele fort zu neuen Ufern. 
In solchen Momenten ist es mir doch wirklich egal, ob ein "au" in Taube 8 Sekunden erklingt. Solange die Taube mich emotional berührt, darf sie auch ein wenig schneller fliegen!

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